Abstrakte Malerei – Eine Annäherung

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Abstrakte Malerei – Eine Annäherung.

Ölfarbe auf Leinwand, 100 x 80cm, 2019, abstrakte Malerei von Angelika Richter aus Düsseldorf
Angelika Richter, Düsseldorf 2019, abstrakte Malerei, Ohne Titel, Ölfarbe auf Leinwand, 100 x 80cm, aus der Serie color crush

Die abstrakte Malerei ist eine Form der bildenden Kunst, die darauf verzichtet, die sichtbare Realität naturgetreu darzustellen. Statt erkennbarer Gegenstände wie Landschaften, Menschen oder Alltagsobjekte nutzt sie Farbe, Form, Linie und Struktur, um Gefühle, Gedanken oder Konzepte auszudrücken. Der Fokus liegt nicht auf dem, was wir sehen, sondern auf dem, was wir empfinden – jedes Werk lässt viel Raum für individuelle Interpretation.

Entstehungsgeschichte der abstrakten Malerei

Bereits im späten 19. Jahrhundert zeigten sich erste Ansätze der Abstraktion. Künstler wie James McNeill Whistler, Odilon Redon oder die Vertreter des Symbolismus begannen, die Realität zunehmend zu verfremden oder in eine subjektive Bildsprache zu übersetzen. Auch die Werke von Paul Cézanne oder die Farbstudien der Impressionisten lösten sich teilweise vom naturalistischen Abbild und legten den Grundstein für eine neue, freiere Form der Malerei. Diese frühen Experimente ebneten den Weg für eine Kunst, die nicht mehr die äußere, sondern die innere Wirklichkeit ins Zentrum rückte.

Abstrakte Malerei von Angelika Richter aus Düsseldorf. Ohne Titel, Acryl auf Leinwand, 120 x 140cm

Angelika Richter, Düsseldorf 2024, abstrakte Malerei, Ohne Titel, Acryl auf Leinwand, 120 x 140cm, aus der Serie out and about

Entstanden ist die abstrakte Malerei als eigenständige Strömung Anfang des 20. Jahrhunderts, als Künstler begannen, sich radikal von traditionellen Darstellungsformen zu lösen. Einer der wichtigsten Wegbereiter war Wassily Kandinsky, der 1911 als einer der Ersten vollständig auf gegenständliche Motive verzichtete. Auch Künstler wie Kazimir Malewitsch, Piet Mondrian oder später Jackson Pollock trugen maßgeblich zur Entwicklung der abstrakten Kunst bei. Sie suchten nach neuen Ausdrucksformen, um die zunehmende Komplexität der Welt, innere Zustände oder spirituelle Erfahrungen sichtbar zu machen.

Statt klare Bedeutungen vorzugeben, eröffnet abstrakte Malerei einen Raum für eigene Assoziationen, Eindrücke und Empfindungen. Sie fordert heraus, weckt Neugier und lädt zum freien Denken ein – nicht über das, was dargestellt ist, sondern über das, was sich dahinter verbirgt.

Absolute Malerei?

Die sogenannte absolute Malerei ist eine besondere Form der abstrakten Malerei – und geht dabei noch einen Schritt weiter. Während abstrakte Werke häufig reduzierte oder verfremdete Bezüge zur sichtbaren Welt enthalten, verzichtet die absolute Malerei vollständig auf jede gegenständliche Darstellung. Sie zeigt keine Landschaften, keine Figuren, keine Symbole – und will das auch gar nicht. Stattdessen konzentriert sie sich ganz auf die Mittel der Malerei selbst: Farbe, Linie, Fläche, Rhythmus und Komposition.

Der Ausdruck stammt aus der kunsttheoretischen Diskussion des frühen 20. Jahrhunderts und bringt ein wesentliches Konzept auf den Punkt: Absolute Malerei steht für ein Kunstverständnis, bei dem das Werk vollkommen autonom ist. Es verweist auf nichts außerhalb von sich selbst, sondern gewinnt seine Bedeutung ausschließlich aus seiner inneren Ordnung und visuellen Wirkung. Das Bild ist das, was es zeigt – nicht mehr und nicht weniger.

Diese Haltung unterscheidet sich klar von anderen Strömungen innerhalb der abstrakten Kunst. Denn: Nicht jede abstrakte Malerei ist absolute Malerei. Viele abstrakte Werke enthalten subtile Anklänge an reale Formen oder Stimmungen – etwa Landschaften, Bewegungen oder Körper. Absolute Malerei hingegen löst sich radikal von solchen Bezügen. Sie stellt nichts dar, sondern existiert als reines visuelles Ereignis. Alle absolute Malerei ist also abstrakt, aber nicht jede abstrakte Malerei ist absolut.

Geprägt wurde dieser Ansatz vor allem von Künstlern wie Wassily Kandinsky, Piet Mondrian und Kasimir Malewitsch. Sie suchten nach einer universellen, zeitlosen Bildsprache, die über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg funktioniert. Ihre Werke – etwa Malewitschs berühmtes „Schwarzes Quadrat“ oder Mondrians Kompositionen aus Linien und Primärfarben – gelten bis heute als radikale Beispiele für absolute Kunst.

Absolute Malerei berührt nicht über das, was sie erzählt, sondern über das, was sie im Betrachter auslöst. Sie fordert ein aktives Sehen, weckt Fragen und eröffnet neue Denk- und Wahrnehmungsräume. In ihrer Reduktion liegt ihre Kraft – und in ihrer Klarheit oft eine überraschende Tiefe.

Techniken der abstrakten Malerei

Die Techniken der abstrakten Malerei sind so vielfältig wie die Künstler selbst. Manche arbeiten mit pastosen, dick aufgetragenen Farbschichten, andere mit feinen Lasuren oder großflächigen Farbflächen. Es wird gespachtelt, getropft, geschüttet oder geschabt – die klassische Pinselführung ist längst nicht mehr die einzige Methode. Besonders in der gestischen Malerei, etwa bei Jackson Pollock, steht der körperliche Ausdruck im Mittelpunkt: Farbe wird direkt auf die Leinwand gegossen oder geschleudert, wodurch das Bild zu einer Art sichtbarem Bewegungsprotokoll wird. In anderen Ansätzen, etwa der konstruktiven Abstraktion, dominieren präzise Linien und geometrische Strukturen, oft mit Hilfe von Lineal, Klebeband oder Schablonen umgesetzt.

Abstrakte Malerei mit Ölkreide

Angeika Richter, Ölkreide

Abstrakte Werke, Angelika Richter, Ölkreide auf Papier

Auch Mischtechniken und experimentelle Materialien spielen eine große Rolle – Sand, Asche, Textilien oder sogar Fundstücke können Teil des Bildes werden. In der zeitgenössischen abstrakten Malerei verschwimmen zudem die Grenzen zu digitalen Techniken, Fotografie oder Collage. Entscheidend ist weniger das „Wie“, sondern das, was durch die Technik spürbar wird: eine Stimmung, ein Rhythmus, eine Idee.

Ist abstrakte Malerei einfacher als figürliche Malerei?

Auf den ersten Blick mag abstrakte Malerei oft einfacher wirken – schließlich verzichtet sie auf Perspektive, Proportionen und eine „korrekte“ Darstellung von Menschen, Landschaften oder Gegenständen. Wer ein realistisches Porträt malt, muss ein tiefes Verständnis für Anatomie, Licht und Form mitbringen – das scheint technisch aufwendiger.

Aber: Diese technische Präzision ist nicht der einzige Maßstab für künstlerische Qualität. In der abstrakten Malerei liegt die Herausforderung an anderer Stelle. Hier geht es darum, mit sehr reduzierten Mitteln – Farbe, Form, Rhythmus, Fläche – eine stimmige, kraftvolle Komposition zu schaffen, die ganz ohne Gegenstand wirkt. Ein abstraktes Bild kann trotz (oder gerade wegen) seiner Einfachheit scheitern, wenn das Gespür für Balance, Spannung oder Ausdruck fehlt.

Zudem erfordert abstrakte Malerei ein hohes Maß an künstlerischer Klarheit. Der Malprozess ist oft intuitiver, aber gleichzeitig auch radikaler: Es gibt kein Motiv, an dem man sich orientieren kann – alles entsteht aus dem eigenen Empfinden und der Entscheidung für oder gegen bestimmte Formen. Man arbeitet mit dem Ungewissen. Gerade das macht es nicht unbedingt einfacher.

Abstrakte Kunst - Serie, Gouache auf Gesso, 30 x 30cm

Gouache auf Gesso, 30 x 30cm

Gouache auf Gesso, 30 x 30cm

Die Faszination der abstrakten Malerei für Betrachter

Was viele Menschen an abstrakter Malerei fasziniert, ist gerade das, was fehlt: die klare Vorgabe. Ohne erkennbare Motive oder erzählerische Handlung wird der Blick frei für etwas Persönliches, Intuitives. Man beginnt, in Farben, Formen und Strukturen eigene Bedeutungen zu entdecken – fast wie in einem Spiegel, der nichts vorgibt, sondern nur reflektiert, was man selbst mitbringt.

Diese Offenheit kann sehr befreiend sein. Sie erlaubt es, sich auf eine rein emotionale Weise mit einem Kunstwerk auseinanderzusetzen – unabhängig von Vorwissen oder kunsthistorischem Kontext. Man schaut nicht, was dargestellt ist, sondern wie es wirkt. Manche Bilder sprechen durch ihre Energie, andere durch Ruhe, Harmonie oder Spannung. Gerade diese Unmittelbarkeit berührt viele Menschen tief, weil sie Raum für persönliche Empfindungen lässt, ohne belehrend zu sein.

Zugleich fordert abstrakte Malerei den Blick heraus. Sie zwingt dazu, genauer hinzusehen, sich einzulassen, Fragen zu stellen. Dieses Wechselspiel aus freier Interpretation und intensiver Wahrnehmung macht ihren besonderen Reiz aus – und lässt sie oft lange im Gedächtnis bleiben.

Wenn Sie Interesse an der abstrakten Malerei haben, besuchen Sie mich sehr gerne in meinem Atelier in Düsseldorf-Flingen. Vereinbaren Sie einfach einen Termin über meine Kontaktseite. Oder besuchen Sie mich zu den Kunstpunkten Düsseldorf.